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[ Tille Nr. 310: 1778. Bibliothek der Romane I

Bibliothek der Romane. Erster Band. Berlin 1778. bey Christian Friedrich Himburg.

S. 79

II. Volks-Romane.

S. 81

Des durch die ganze Welt beruffenen Erz-Schwarz-Künstlers und Zauberers D. Johann Fausts, mit dem Teufel aufgerichtetes Bündniß, abentheuerlicher Lebens-Wandel, und mit Schrecken genommenes Ende, aufs neue übersehen, in eine beliebte Kürze zusammengezogen, und allen vorsetzlichen Sündern zu einer herzlichen Vermahnung und Warnung zum Druck befördert, von einem Christlich Meynenden. Frankfurt und Leipzig. 8.

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Geschichte des Romans.

Es wäre unverzeihlich gewesen, wenn wir den Anfang dieser Rubrik nicht mit dem ehrlichen D. Faust gemacht hätten, dessen erbauliche Geschichte eines der ersten Handbücher des gemeinen Volks ist, und in der Nürnberger Fabrik dieser Brochüren das Zeichen Num- [82] mer 2. führet. Sie ist sogar ins französische übersetzt, und hat den französischen Gelehrten so viel zu Lachen gemacht, als unsern vaterländischen. Einige der ersten Köpfe der letztern sind bemüht gewesen, sie auf die Bühne zu bringen, wo sie schon seit undenklichen Zeiten in sehr unregelmäßiger Gestalt sich befand. Leßings Doktor Faust war der erste; Scenen davon stehen in den Litteratur-Briefen: Der Maler Müller hat von dem seinigen eine Situation drucken laßen, aber Göthens Faust ist noch ganz Handschrift; die Romanze und einige andre Lieder darinn sind von dem Herrn Kammerherrn von *** zu Weimar in Musik gesetzt. Keiner von allen diesen Doktor’s Fausts ist also vollendet oder dem Publikum vorgelegt. „Wir wollen sehen, sagt einer von ihren Verfassern, welchen der Teufel hohlen wird!“ – – Des Grafen Hamilton Erzählung: l’enchanteur Faustus, wünschte ich vom Herrn Mylius mit der ihm eignen Laune, unsrer Sprache einverleibt zu sehn.

Der Roman.

Johann Faust wurde in dem Anhaltischen Flecken Sondwedel von frommen aber armen Bauersleuten geboren. Er hatte zu Witten- [83] berg einen sehr reichen Vetter, der ihn erziehen ließ, und nach Ingolstadt auf die Akademie schickte, wo er es mit seinem fähigen Kopf sehr weit brachte. Allein auf einmal vertauschte er seine theologischen Studien mit der Arzeneykunde, und da er einen Gefallen an dem damals in Mode gehenden Seegensprechen, Teufelsbaunen, Nativitätstellen und so weiter fand, so gesellte er sich gerne zu Zigeunern und andern in diesen „leichtfertigen“ Künsten bewanderten Leuten, und versäumte nie, an hohen Festtagen, wenn die Sonne aufgieng, das crepusculum matutinum zu gebrauchen. Er setzte sich auch bald in den Ruf eines guten Prognostikanten und geschickten Kalenderschreibers, und erhielt nach drey Jahren die Doktorwürde. Sein Vetter starb 727bald darauf, und als sich Faust in dem Besitz seines Vermögens sah, so ergab er sich allen Ausschweifungen; und so nahm sein Geld sehr geschwinde ab. Er sann daher auf Mittel, sich durch ein teuflisches Bündniß vor dem Mangel zu sichern. Er kaufte alle Astrologische, Chiromantische, Nigromantische und dergleichen Schriften auf, von denen man auch nach seinem schrecklichen Tode eine große Sammlung vorfand; und entdeckte, als er seine Geburtsstunden, und den [84] damaligen Einfluß der Sterne untersuchte, daß die Geister ihm besonders gewogen wären. Was ihn noch mehr darinnen bestärkte, war, daß er etlichemal nacheinander in seiner Stube einen seltsamen Schatten an der Wand vorüberfahren, und des Nachts hin und wieder viele Lichter bis an sein Bette, gleichsam fliegen, sah, auch öfters leise Stimmen hörte. Doch hatte er nicht das Herz, diese Geister anzureden, sondern hoffte durch das Crystallglas, das er von dem damals berühmten Crystallseher, Christoph Hayllingern, erhandelt hatte, noch mehr Licht zu bekommen. Endlich begab er sich bey heitrem Tage an seinen Kreuz- oder Scheideweg, wo fünf Straßen zusammenstießen, und brachte daselbst den Nachmittag zu, worauf er seine Zaubercirkel und Reife verfertigte, und nachdem er sich in den mittelsten Cirkel gestellet, um Mitternacht im Speßart-Walde seine Beschwörungen anhub. Hier jagte ihm eine feurige Kugel, die nah am Kreys zersprang, dann ein ungeheurer Sturmwind, und schnellvorbeyrennende Wägen, die ihn mit Staub über und über bedeckten, eine solche Furcht ein, daß er sich gern weit davon gewünscht hätte. Doch endlich sah er, wider alles Verhoffen, ein Gespenst um den Kreiß [85] wandern, dem er zurief: „Ob es ihm dienen wolle oder nicht;“ welches der Geist zu thun versprach, wenn Faust einige Punkte eingehn würde, worüber sie sich Morgens in Fausts Hause des nähern bereden wollten. Hierauf zertrat Faust seine Cirkel, und ging, in Erwartung kommender Dinge, nach Hause.

Um Mittag erschien der Geist in Fausts Zimmer, und nahm seinen Platz bey dem Ofen. Auf Fausts wiederholte Beschwörungen kam er endlich in Gestalt eines Menschenkopfs, mit „einem tiefgebeugten Reverenz“ zum Vorschein. Faust ereiferte sich, daß er nicht näher treten wollte, und drohte mit noch härtern Beschwörungen, welches dem Argen unangenehm zu seyn schien, denn er gehor 728samete den Augenblick. Das ganze Zimmer wurde voll Feuer, und man erblickte den Geist zwar mit einem Menschenkopf, aber am Leibe so zottigt, wie ein Bär, daß auch Faust genöthigt war, ihn zu bitten, sich wieder hinter dem Ofen zu begeben. Hierauf frug er ihn, ob er nicht eine weniger abscheulichere und greulichere Gestalt annehmen könne? dies läugnete aber der Geist, weil er kein Diener, sondern ein Fürst der Hölle sey. Doch versprach er, ihm einen an- [86] dern Teufel zu schicken, der, als Mensch verkleidet, erscheinen sollte. Jetzt schlug er ihm folgende Punkte zum unterschreiben vor. 1. Gott und allem himmlischen Heer abzusagen. 2. Aller Menschen Feind zu seyn, sonderlich derer, so ihn seines bösen Lebens wegen würden strafen wollen; 3. worunter fürnehmlich die Geistlichen gehören, denen er nicht gehorchen, 4. und zu keiner Kirche gehen, noch Sakramente gebrauchen, 5. wie auch den Ehestand hassen, und sich weder in denselben einlassen, noch gar ihn ehelich vollziehen sollte. Zur Vergeltung wolle er ihm alle nur ersinnliche Lust seine ganze Lebenszeit hindurch verschaffen, und zu dem erfahrensten und berühmtesten Manne machen. Der Geist verschwand; Faust öfnete sich eine Ader, und schrieb mit seinem Blute und seiner Hand den Vertrag, worinn er obige Punkte einging, und sich auf 24. Jahr „dem irrdischen Gott, den die Welt den Teufel zu nennen pflegt,“ dergestalt zu eigen ergab, daß der Teufel, nach Verlauf dieser Zeit, dieses sein Unterpfand, Leib und Seele, angreifen, und darüber zu schalten und zu walten Macht hätte, ohne daß weder ein Lehrer des Worts Gottes, noch Fausts Bekehrung, oder die heilige Schrift ihn daran verhindern sollten. Die [87] Schrift war kaum trocken geworden, so holte sie Beelzebub auch schon, in einer ganz besondern Gestalt, ab, und versprach nochmals, den schon erwähnten, erfahrnen und gelehrten Geist zu schicken, dieser stellte sich auch des Abends ein, und beschwerte sich gegen Faust, nachdem ihn dieser sich setzen geheißen, warum er ihn aller Herrlichkeit beraubt, und zu einem Menschenkinde gemacht habe? Doch weil er ein Spiritus familiaris, und gern in Gesellschaft der Menschen sey, auch seinen Obern Gehorsam leisten müsse, so wolle er ihm getreulich dienen, und sollte er nur, wenn er seiner benöthigt wäre, Mephistophiles, rufen; er werde nicht weit seyn. Einen Famulum könne er neben 729sich leiden, aber keine Magd nicht. Mit dem allen war Faust anfangs sehr wohl zufrieden, allein bey dem zweytenmale wollte er mißtrauisch werden, und dem Geiste sogar ein Schellchen anhängen, damit er ihn konnte kommen hören. Dies stand aber jenem nicht an, und er widersetzte sich so nachdrücklich, daß Faust gelindere Saiten aufzog.

Nun fing der Doktor sein voriges Wohlleben mit neuen und unerschöpflichen Hülfsmitteln an. Er durfte nur von dem, was er [88] brauchte, ein Verzeichniß Abends zuvor auf den Tisch legen, so fand er alles den Morgen zur rechten Zeit. Er unterhielt sich sehr oft mit Herrn Mephistophiles von der Beschaffenheit der Geister, dem Zustand der Verdammten etc. worin dieser, als ein erfahrner und gelehrter Teufel, sehr wohl und gründlich zu sprechen wußte, und dadurch Fausts Seelen-Kummer noch vermehrte, der sich aber doch nicht zur Buße und Umkehr von seiner Ruchlosigkeit entschließen konnte. Er ergötzte sich vielmehr an den Wunderwerken, die er durch seine teuflische Beyhülfe bewerkstelligte. Einige Zimmer waren mit den auserlesensten Singvögeln, andre mit vielem seltenen Geflügel von außerordentlicher Schönheit angefüllt. Er hatte einen prächtigen Lustgarten anlegen lassen, der mit den ausgesuchtesten Gewächsen und Blumen Jahr aus Jahr ein prangte, und wo die Bäume verschiedene ihrer Natur ganz entgegengesetzte Früchte trugen: Z. B. ein Birnbaum zugleich Birnen und Datteln u. s. w. Diesen Park aber bekamen nur wenige seiner vertrautesten Bekannten zu sehn. In Astronomie, Rechenkunst. Calenderprophezeyungen, Nativitätstellen kam ihm kein Mensch gleich. Jedermann, Fremde und Innländer, frugen ihn [89] um Rath, und seine Reden und Schriften galten für Orakel. So prophezeyte er dem Prälaten, Azzolini, zu Pavia, daß er Kardinal werden würde, und dieser schickte ihm hernach zur Erkenntlichkeit 200. Kronen.

Er bediente sich außerdem seiner Kunst sehr oft zu lächerlichen und lustigen Streichen, von denen wir einige abschreiben wollen. So fuhr er auf seinem berufenen Mantel, mit drey jungen Baronen, auf das fürstliche Beylager nach Münster, und brachte sie glücklich hin und zurücke, außer einen, der das versprochene Stillschweigen gebrochen hatte, und sich bedankete, als man ihm 730das Handwasser, dem damaligen Gebrauch nach, auf fürstlichen Befehl reichte. Er mußte also zurückbleiben, und ins Gefängniß wandern. Den andern Morgen aber kam D. Faust, zauberte die Wache in Schlaf, öffnete Schloß und Riegel, warf seinen Mantel um den schlafenden Freyherrn, und brachte ihn durch die Luft nach Wittenberg zu seinem Vetter zurück, der ihn ansehnlich davor beschenkte.

Da sich Mephistophiles weigerte, ihm so viel Geld zu schaffen, als er verlangte, so mußte er auf andre Mittel sinnen, welches zu bekom- [90] men. Er betrog also Juden und Christen. Einem Roßhändler verkaufte er ein Pferd mit dem Befehl, es vor Verlauf zweyer Tage nicht in die Schwemme zu reiten. Der Roßhändler that es demohngeachtet, und wäre beynahe ertrunken, weil sein Roß auf einmal zum Strohwisch wurde. Ergrimmt lief er zum Faust, den er schlafend antraf, und zog ihn am Fuß, um ihn zu wecken; allein der Fuß blieb ihm in der Hand, und der Roßkamm, für Schrecken fast des Todes, lief auf und davon.

Faust sah zu Leipzig mit einigen seiner Freunde den Weinschrötern zu, wie sie vergebens bemüht waren, ein ungeheures Faß aus dem Keller heraufzuschroten. Faust und seine Gesellschaft trieben ihr Gespötte darüber, und lachten sie mit ihrer Ohnmacht aus. Die Schröter geriethen in Zorn, und der Herr des Kellers

1) Im Text Kellners. D. H.

forderte jene auf, es besser zu machen, mit dem Zusatze, ihnen das Faß Wein zu schenken, wenn sie es aus dem Keller zu schaffen im Stande wären. Faust ging sogleich die Wette ein, setzte sich aufs Faß, und ritte es, wie ein Pferd, die Treppe herauf. Dies gab Gelegenheit zu folgenden Versen, die noch allen Handwerkspurschen als das Wahrzeichen von Leipzig bekannt sind.

[91] Der Doctor Faust zu dieser Frist

Aus Auerbachs Keller geritten ist,

Auf einem Faß mit Wein geschwind,

Welches gesehen viel Mutter-Kind;

Hat’s durch seine subtile Kunst gethon,

Des Teufels Lohn empfangen davon.

Anno Domini MXXV.

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Zu Wien gab er vielen Freunden ein herrliches Fest

1) Im Text Festin. D. H.

, in einem prächtigen Pallast. Die Gäste tanzten, trunken und waren fröligen Muths; wie es aber gegen Nacht kam, fingen sie alle an einzuschlafen. Beym Erwachen lagen sie im Galgen, und unter lauter Todesgebeinen der Gehangenen. – Die Helden in Homers Heldengedichten citirte er alle in verschiedener erfurtischer Studenten Gegenwart; den Beschluß machte Polyphemus

2) Im Text Polyphenus. D. H.

, der an dem Schenkel eines Kindes zu nagen schien. – Dem Kayser Maximilian that er ein gleiches zu Inspruck. Er zeigte ihm Alexander den Großen und seine Gemahlin. „Erster erschien, sagt unser Geschichtschreiber, in einem köstlichen Harnisch, und machte dem Kayser einen tiefgebückten Reverenz, die andre aber hatte ein himmelblaues mit orientalischen Perlen gesticktes Stück an, und die im Leben [92] gehabte Warze noch am Halse.“ – Einem Bauer, der ihm nicht ausweichen wollte, verschluckte er ein halbes Fuder Heu, und doch behielt jener so viel, als er haben sollte. – Einem gottesfürchtigen Nachbar, der ihn zur Bekehrung ermahnte, bannte er einen Kobold ins Haus, und ein gleiches Schicksal traf zu Gotha einen Wirth, Valentin Hohenmeyer, als dieser ihm wegen zu genauer Bekanntschaft mit seiner Frau das Haus verbot. – Zu Wien wettete er mit einem Schiffer, daß er das Schiff durch einen Affen die Donau hinauf ziehen wollte, ließ die Pferde abspannen, und gewann die Wette. – Einem Edelmann, der in der Türkey gefangen war, und dessen Braut auf ein falsches Gerücht von seinem Tode sich vermählen wollte, ließ er durch einen Geist aus der Türkey abhohlen, und vereinigte ihn mit seiner Geliebten. – Ein andermal gab er ein Traktament, und als einer der Gäste einen Kalbskopf, der auf der Tafel stand, vorlegen wollte, so fing der Kopf auf einmal zu schreyen an: „Mord! Hülfe! was hab’ ich dir gethan?“ – Einen armen Predigerssohn, Christoph Wagner, dessen Verschlagenheit und guter Verstand ihm bekannt war, nahm er zum Famu- [93] lum an, und beredete ihn, sich auch einen Geist, Namens Anerhahn, mit Leib und Seele zu verschreiben. Diesem Wagner vermachte er in der 732Folge alle seine Haabe und Gut, alle seine Bücher und Schriften, und ermahnte ihn fleißig darin zu lesen, trug ihm auch auf, sein Leben zu beschreiben, sobald er die Welt verlassen haben würde.

Faust verliebte sich in eine schöne und arme Magd, die ihm aber, außer der Ehe, nichts erlauben wollte. Er entschloß sich also, sie zu heyrathen, und da dieses gegen den fünften Punkt des Kontrakts war, so gerieth er mit dem Geist hart zusammen, hofte aber immer noch mit seinem Kopf durchzudringen. Allein als alle Angeln an den Thüren zersprangen, und das Haus voller Feuer stand, so ward der arme Doktor genöthiget, sich vor dem Teufel zu demüthigen, und um gutes Wetter zu bitten, welches er auch, unter Angelobung eines bessern Gehorsams, erhielt. Kurz darauf führte ihm der Geist, aus sonderbarer Gnade, die schöne Helena, die vor Zeiten in Troja so viel Unheil angerichtet hatte, zur Beyschläferin zu, [94] mit der Faust auch einen Sohn zeugte. Aber Mutter und Sohn verschwanden nach dem entsetzlichen Ende des unglücklichen Doktors, wie wir gleich erzehlen werden.

Die vier und zwanzig Jahre waren bis auf einen Monat verlaufen, und nun erschien der Fürst der Hölle, kündigte ihm den Dienst auf, und hielt ihm sein Verbrechen vor. Damit er ihm aber nicht die Schuld seiner Verdammniß zuschreibe, so citirte er ihn zugleich vor das strenge Gericht Gottes, da Red und Antwort zu geben, ob er kein Recht an dem, ihm mit seinem Blut verschriebenen, Pfande habe. Faust wollte für Angst und Gram vergehen, und ob ihm gleich der Teufel und Mephistophiles selbst zuredeten, und ihm vorstelleten, daß seine Traurigkeit das Herz nur noch mehr beschwere, auch sein eigener Famulus ihm noch einige Hofnung zur Seeligkeit machte, und deswegen insgeheim einen gelehrten Magister hohlen ließ; so fruchteten doch weder des Geistlichen Zuredungen, noch die Sprüche aus der heiligen Schrift, die Faust zur Erbauung nachlas, sondern der Teufel wußte ihn immer mehr in seiner Kleinmuth und Zweifel an Gottes Gnade zu be- [95] stärken, so daß die Zeit bis auf vier und zwanzig Stunden ohngenutzt verstrichen war.

Deß Morgens ließ D. Faust den Magister und einige seiner vertrautesten Freunde auf das Dorf Rimlich einladen, bewirthete sie daselbst herrlich, und bat sie, des Nachts auf diesem Dorf zu 733bleiben. Nach dem Abendessen erzehlte er ihnen die Geschichte seines Bunds mit dem Teufel, und welch’ Schicksal ihm jetzt bevorstehe. Er empfahl ihnen, sich an seinem Beyspiel zu spiegeln, nahm Abschied, und bat sie, seinen Leib, wo sie ihn finden würden, zur Erde zu bestatten. Um Mitternacht erhub sich ein solcher Sturmwind, daß das ganze Haus davon wankete, und sich niemand im Bette sicher traute. In Faust’s Stube aber hörte man ein gräuliches Zischen und Pfeiffen, als ob lauter Schlangen und Ottern darinn wären, imgleichen ein gewaltiges Schlagen, Stoßen, Hin- und Wiederwerfen, wobey Faust „Zeter und Mordio“ schrie. Den Morgen darauf sah man Tisch, Wände und Bänke mit Blut und Gehirn besudelt, auf der Erde lagen die Zähne, und der Körper auf einem nahen Misthaufen zerschmettert, und an allen Gliedern zerbrochen. Die Gäste, Faust’s [96] letztere Bitte eingedenk, bestachen den Wirth und Pfarrer, und nachdem sie den Leichnam in eine Leinwand genäht hatten, ließen sie ihn beerdigen. Allein bey dem Begräbniß erhub sich ein solcher Sturm, daß alle Anwesende gleich muthmaßeten, der Todte müsse eben nicht die seeligste Fahrt von hinnen genommen haben. ]