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1794, 14.-20. September.

Mit Friedrich Schiller

Ich bringe die meiste Zeit des Tages mit Goethen zu, sodaß ich bei meinem langen Schlafen kaum für die nöthigsten Briefe noch Zeit übrig habe. Vor einigen Tagen waren wir von halb 12, wo ich angezogen war, bis nachts um 11 Uhr ununterbrochen beisammen. Er las mir seine Elegien, die zwar schlüpfrig und nicht sehr decent sind, aber zu den besten Sachen gehören, die er gemacht hat. [ Gräf Nr. 901: Sonst sprachen wir sehr viel von seinen und meinen Sachen, von anzufangenden und angefangenen Trauerspielen u. dgl. ] Ich habe ihm meinen Plan zu den »Malthesern« gesagt, und nun läßt er mir keine Ruhe, daß ich ihn bis zum Geburtstag der regierenden Herzogin, wo er ihn spielen lassen will, doch vollenden möchte. Es kann auch ganz gut Rath dazu werden; denn er hat mir viel Lust dazu gemacht und dieses Stück ist noch einmal so leicht, als »Wallenstein«. Er hat mich gebeten, seinen »Egmont« für das Weim. Theater zu corrigiren, weil er es selbst nicht wagt, und ich werde es auch thun. Meinen »Fiesco« und »Kabale und Liebe« räth er mir auch nur ein wenig zu retouchiren, daß diese Stücke ein bleibendes Eigenthum des Theaters werden. Was seinen Antheil an den Horen betrifft, so hat er großen Eifer, aber freilich wenig vorräthige Arbeit. Seine Elegien giebt er uns und zwar gleich für die ersten Stücke. Alsdann hat er mir vorgeschlagen, einen Briefwechsel mit ihm über Materien zu eröffnen, die uns beide interessiren, und dieser Briefwechsel soll dann in den Horen gedruckt werden.