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1266.

1830, 24. Februar.

Mit Johann Peter Eckermann

Mit Goethe zu Tische. Wir sprechen über den Homer. Ich bemerke, daß sich die Einwirkung der Götter unmittelbar ans Reale anschließe. – »Es ist unendlich zart und menschlich,« sagte Goethe, »und ich danke Gott, daß wir aus den Zeiten heraus sind, wo die Franzosen diese Einwirkung der Götter Maschinerie nannten. Aber freilich, so ungeheuere Verdienste nachzuempfinden, bedurfte einiger Zeit; denn es erforderte eine gänzliche Umwandlung ihrer Cultur.«

[ Gräf Nr. 1812: Goethe sagte mir sodann, daß er in die Erscheinung der Helena noch einen Zug hineingebracht, um ihre Schönheit zu erhöhen, welches durch eine Bemerkung von mir veranlaßt worden und meinem Gefühl zur Ehre gereiche. ]

Nach Tische zeigte Goethe mir den Umriß eines Bildes von Cornelius, den Orpheus vor Plutos Throne darstellend, um die Eurydice zu befreien. Das Bild erschien uns wohl überlegt und das Einzelne vortrefflich gemacht, doch wollte es nicht recht befriedigen und dem Gemüth kein rechtes Behagen geben. Viel leicht, dachten wir, bringt die Färbung eine größere Harmonie hinein; vielleicht auch wäre der folgende Moment günstiger gewesen, wo Orpheus über das Herz des Pluto bereits gesiegt hat und ihm die Eurydice zurückgegeben wird. Die Situation hätte sodann nicht mehr das Gespannte, Erwartungsvolle, vielmehr würde sie vollkommene Befriedigung gewähren.